Die St. Agatha Kirche und ihre Geschichte
Die heutige St. Agatha Kirche wurde in den Jahren 1893/94 im neugotischen Stil unter dem damaligen Pfarrer Bernhard Diekmann erbaut. Mit dem Entwurf und der Bau Planung wurde der Stuttgarter Architekt Josef Cordes beauftragt. Die Bauleitung lag in den Händen der Firma Schall aus Ludwigsburg.
Nach Abriss des alten baufällig gewordenen, ebenfalls der Heiligen Agatha geweihten Kirchleins im Frühjahr 1893, erfolgte die Grundsteinlegung der heutigen Kirche am 30.05.1893. Die Einweihung durch den Rottenburger Bischof Dr. Wilhelm von Reiser war am 27.09.1894.
Die Kirche wurde mehrmals renoviert. Eine erste Renovierung war bereits 1904 notwendig geworden. Durch aufsteigende Feuchtigkeit, in den größtenteils aus rotem Buntsandstein der Umgebung gebauten Gemäuern der Kirche, war der Hausschwamm aufgetreten.
In den Jahren 1958-61 erfolgte unter dem damaligen Pfarrer und Dekan Vinzenz Härle eine weitere Renovierung. In deren Rahmen wurde die Kirche um ein Drittel verlängert und es wurden die heute noch bestehenden Glasfenster aus der Werkstatt des Ulmer Künstlers Wilhelm Geyer, eingebaut. Die Kirche bekam auch ein neues Hauptportal.
Bildhauer H. Schneider gestaltete den neuen Sarkophag Altar. Dieser wurde am 23. Juli 1961 durch Weihbischof Sedlmaier feierlich konsekriert. Die Renovation der Kirche wurde im neugotischen Stil durchgeführt. Dadurch wurden viele Gegenstände aus der Kirche entfernt und teilweise vernichtet, so z.B. der Holzaltar, die Kanzel und verschiedene Statuen. Man war der Meinung, der Andächtige solle nicht durch eine Vielfalt an Farben abgelenkt werden, sondern sich zum geistige Mittelpunkt, dem Sarkophag Altar, hinwenden. So entstand ein schlichter, würdiger Raum, der dem Gefühl der damaligen Menschen entsprach.
Weitere Innenrenovation 1992 (vor der 100-Jahr-Feier 1994)
Zur bevorstehenden Hundertjahrfeier hat das Gotteshaus eine umfassende Renovierung erfahren. Die aus der 50er- und 60er- Jahren stammende nüchterne Gestaltung gehört der Vergangenheit an. Farben und Stilelemente der Kirche leben wieder auf. Durch die Malerei und die Ornamentik, insbesondere an den Kreuzbogengewölben, hat das Kulturdenkmal in Salzstetten an Ausstrahlung gewonnen. Roter Sandstein gibt dem neugestalteten Bauwerk nun sein Gepräge. Künstlerisch neu gestaltet hat Bildhauer Willi Bucher aus Fridingen/Donau Altar, Ambo, Tabernakel und Sedilien. Der Altar wurde bereits 1990 konsekriert.
„Der Chorraum gibt den Ton an. Der Akkord im Kirchenschiff muss dann stimmen“ sagte der Architekt
Erwin Klink, dessen Aufgabe es war, liturgisch Klarheit zu schaffen. Der Ambo (das Wort) sei so wichtig wie der Altar (die Eucharistie), bewertet der Architekt die Gestaltung des Chorraumes. Die Köpfe auf der Tabernakelstele, die zum Teil auf dem Kopf stehen und die zwölf Apostel verkörpern, sollen die Beziehung zum Kreuz dokumentieren.
Durch die hervorragende Dekorationsmalerei wurde der bunte Charakter des Gotteshauses bei dieser Innenrenovation wiederhergestellt.
Orgel
2 Jahre nachdem die St. Agatha Kirche eingeweiht war, erhielt die Kirchengemeinde vom bischöflichen Ordinariat die Genehmigung zum Einbau einer Orgel. Am 12. Januar 1896 wurde deshalb mit der Orgelbau-Anstalt Gebrüder Späth in Ennetach-Mengen ein Vertrag über „Erbauung einer neuen Orgel“ abgeschlossen. Die Aufstellung der Orgel sollte bis Pfingsten 1896 beendet sein. Diese Orgel tat ihren Dienst bis 1955.
Im Jahre 1955 wurde eine neue Orgel eingebaut. Erbauer war die Firma A. Reisser aus Biberach a.d.Riss. Diese Orgel wurde als opus 265 unter Verwendung eines Großteils der Pfeifen aus der Vorgängerorgel erbaut. Zunächst mit 25 Registern auf drei Manualen und Pedal. Sie wurde am 23. Juli 1955 durch Dr. Wurm und der Unterstützung durch Musiker aus Rottenburg, sowie dem Salzstetter Kirchenchor eingeweiht. Sechs weitere Register wurden vorbereitet und fünf davon 1956 eingebaut. Die heutige Orgel hat somit 30 klingende Register:
I. Hauptwerk C – g³ | II. Schwellwerk C – g³ | III. Rückpositiv C – g³ | Pedal C – f³ |
Prinzipal 16‘ | Holzprinzipal 8‘ | Quintade 8‘ | Subbass 16‘ |
Prinzipal 8‘ | Pommer 8‘ | Blockflöte 4‘ | Violonbass 16‘ |
Spitzgedackt 8‘ | Salizonal 8‘ | Prinzipal 2‘ | Gemshorn 8‘ |
Oktave 4‘ | Koppelflöte 4‘ | Quinte 1‘ | Dolkan 4‘ |
Rohrflöte 4‘ | Piffaro 8‘ | Zymbel 3fach ‘ | Rauschbass 3f. 4‘ |
Nasat 2 ‘ | Waldflöte 2‘ | Krummhorn 8‘ | Liebl. Posaune 16‘ |
Nachthorn 2‘ | Terz 1 ‘ | Tremulant | |
Mixtur 3-4fach 2‘ | Scharf 4-5fach 1‘ | ||
Trompete 8‘ | Rohrschalmey 8‘ | ||
Clarine 4‘ vakant | Tremulant |
Die Orgel wurde 2019 durch die Firma Orgelbau Rohlf aus Neubulach grundlegend saniert und erklingt dank engagierter Organisten bei fast allen Gottesdiensten in der St. Agatha Kirche.
St. Agatha Statue
Mit der Weihe der St. Agatha Statue am 23.06.1996 durch Prof. Dr. Dr. Pater Paul Zepp, der an diesem Tag auch sein Goldenes Priesterjubiläum in seiner Heimatgemeinde feiern durfte, ging für die Salzstetter ein langer Wunsch in Erfüllung. Gerne wollte die Kirchengemeinde ihre Schutzpatronin als Statue in der Kirche haben. Auf Initiative der Frauenbastelgruppe wurde die Figur bei der Fa. Carl Ludwig, Kirchliches Kunsthandwerk, München bestellt. Diese beauftragte einen Südtiroler Schnitzer mit der Herstellung.
Die Frauen bastelten viel und verkauften ihre Handarbeiten und kunstgewerblichen Gegenstände bei verschiedenen Veranstaltungen. Den Erlös stifte die Bastelgruppe für die Figur. Außerdem gingen zahlreiche Privatspenden ein. Nachdem der Kirchengemeinderat die vorgelegte Skizze des Schnitzers für gut befunden hatte und das Spendenkonto ausreichend befüllt war, wurde der Auftrag am 10.10.1995 erteilt.
Jedes Jahr um den Gedenktag der Heiligen Agatha von Catania am 05 Februar feiert die Kirchengemeinde ihr Kirchenpatrozinium. Die Gemeindemitglieder bitten dabei ihre Schutzpatronin vor allem um den Schutz vor Feuer, denn der Überlieferung nach, zogen Einwohner von Catania mit dem Schleier der Heiligen dem Lavastrom des ausgebrochenen Ätna entgegen, der daraufhin zum Stillstand kam. Ebenfalls am Kirchenpatrozinium wird Agatha Brot verteilt. Wer dieses Brot zuhause hat, soll nicht Hunger leiden müssen.
Schönstatt Madonna
Im Rahmen der Renovierung der Kirche 1958-61 bekam der Marienaltar von Pfarrer Härle ein Mosaikbild der Schönstatt Madonna. Mit seinen leuchtenden Farben stellt dieses Mosaikbild sehr dauerhaft und ansprechend die Pilgernde Gottesmutter dar. In der Schönstatt Bewegung wird diese mit den Worten „Dreimal Wunderbare Mutter, Königin und Siegerin von Schönstatt“ geliebt und verehrt.
Anna Selbdritt Statue
Die Anna Selbdritt Figur im linken Seitenflügel ist seit Ender der zwanziger Jahre in der Kirche.
Sie war früher an einem Privathaus in der Ziegelhütte angebracht und wurde der St.-Agatha Kirche geschenkt. Die Figur zeigt die heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.
Die Glocken der St.-Agatha Kirche
Das jetzige elektronische Geläute der St.-Agatha Kirche besteht aus vier großen Glocken. Sie wurden während der Amtszeit von Pfarrer Vinzenz Härle angeschafft und am 1. Oktober 1950 durch den damaligen Dekan Karl Wagner geweiht. Hergestellt wurden sie von B. Grüninger KG, Zweigstelle Neu-Ulm/Donau. Das verwendete Material ist Rot-Bronze.
Daten der Glocken (Durchmesser entspricht ihrer Höhe):
Ton | Höhe [cm] | Gewicht [kg] | |
1. Christus-Glocke | e‘ | 124 | 1200 |
2. Marien-Glocke | fis‘ | 109 | 800 |
3. Josefs-Glocke | gis‘ | 97 | 600 |
4. Agatha-Glocke | H‘ | 83 | 350 |
Die Glocken tragen folgende Inschriften:
Christus-Glocke:
Oben: „Christ ist erstanden wahrhaftig vom Tod
Du Sieger, Du König, sieh uns’re Not“
Unten: „Durch ihn und mit ihm und in ihm
ist uns und unseren Gefallenen ewiges Leben.“
Marien-Glocke:
Oben: „Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung sei gegrüßt.“
Unten: „Der Mutter und Königin für immer und ewig zu eigen.
Die dankbare Gemeinde, Salzstetten, 1943 ihr geweiht.“
Josefs-Glocke:
Oben: „Heiliger Josef, Schutzherr der Kirche,
Gottes Segen erflehe dem Werk unserer Hände.
Zum Frieden führe Familien, Heimat und Volk.“
Unten: „Im Heiligen Jahr der Kirche 1950.“
Agatha-Glocke:
Oben: „Heilige Agatha, Patronin unserer Pfarrgemeinde,
erbitte ihr den Großmut deines Glaubens,
Liebens und Opferns.“
Unten: „Die neuen Glocken und die neuen Zeiten
sind das Werk der Großmütigen.“
Die von Pfr. Schertlin 1764 gestiftete kleine Glocke der 1893 abgerissenen alten Kirche („Arme-Seelen-Glöckchen“) hängt ebenfalls auf dem Kirchturm. Kann aber als einzige Glocke nur von Hand bzw. per Seilzug betätigt werden.
Quellen:
- Festschrift 100 Jahre St. Agatha-Kirche Salzstetten 1994
- Orgel Abnahmegutachten KMD Karl Echle 2019
Text: Artur Wollensak
Bilder: Simon Essig